Donnerstag, 7. Juni 2018

[2018.05.07] Verregnetes Nagasaki

Am 7. Mai begann unser Rail Pass, den wir voll und ganz auskosten wollten. Und in Kyushu gibt es viel zu sehen. Nur blöd, wenn für die nächsten Tage Regen angekündigt war und man hin und her überlegen musste, wo man diesen Regen am besten standhalten könnte. Außerdem wollten wir wegen des Wetters keinen Tag verfallen lassen. Wie heißt es immer so schön: „Es gibt kein schlechtes Wetter – nur falsche Kleidung“.

Da wir in Japan auch schon öfter mal einen Regentag hatten, wussten wir was Niederschlagswerte von 90 % + zu bedeuten hatten. Meist fängt es nachts/morgens an zu regnen und regnet auch den GANZEN Tag durch. =__= Und ich meine nicht gerade Nieselregen.

Wir hofften dieses Mal aber, dass unsere Schuhe etwas mehr ab konnten, als im letzten Urlaub. Glücklicherweise war der Regen in Nagasaki nicht ganz so schlimm. Es war nur so ein ekliger leichter Regenguss.

Wo ist Nagasaki?

Am 7. Mai sollte es für uns nach Nagasaki gehen. Nagasaki sollte wohl für fast jeden ein Begriff sein. Am 9. August 1945 wurde über Nagasaki, drei Tage nach Hiroshima, die zweite Atombombe abgeworfen. 22.000 Menschen starben auf der Stelle, weitere bis zu 80.000 in den nächsten Monaten und Jahren.

Zunächst fuhren wir zur Hakata Station, was ca. 5 Minuten Fahrtweg von der Tenjin Station war. Dort holten wir uns eine Platzreservierung für den JR Kamome Express Zug, der uns innerhalb von ca. 120 Minuten nach Nagasaki brachte. Wenn man sich die Entfernung (ca. 150 km) betrachtet, sind 2 Stunden recht viel, aber es handelte sich auch nicht um einen Shinkansen. 

In Nagasaki angekommen, ging es mit der Straßenbahn in Richtung Friedenspark weiter. Wir fuhren ca. 10 Minuten bis zur Matsuyama-machi Station. Von dort waren es nur wenige Gehminuten bis zum Friedenspark. Verglichen mit dem Friedenspark in Hiroshima ist dieser sehr überschaubar und recht klein. Aber die Friedensstatue ist natürlich weltberühmt. 


Das einzig gute an Ausflügen an Regentagen ist: Es sind kaum Menschen unterwegs. Daher konnten wir uns an diesem Tag kaum über Menschenmassen beklagen, obwohl wir natürlich auch nicht ganz alleine waren. 







Anschließend ging es für uns zum Nagasaki Atombomben Museum. Mit ca. 200 Yen Eintritt und einem deutschen Audioguide (inklusive Lispeln) ging es dann für uns in eine Zeitreise. Wie in Hiroshima war es auch dort wieder sehr erdrückend, aber trotzdem interessant. Allerdings habe ich auch hier wieder die Kamera eingesteckt und so gut wie keine Fotos gemacht. Ich weiß nicht, aber wenn man das alles sieht, möchte man auch irgendwie keine Fotos machen, obwohl man es dürfte. 

Ich war allerdings überrascht, dass die Bombe von Nagasaki, die Fat-Man-Bombe, zwar als die Kleinere bekannt ist, dafür aber doch größer war als die von Hiroshima.



Im Großen und Ganzen muss ich allerdings zugeben, dass mir das Museum in Hiroshima besser gefallen hat. In Nagasaki war alles viel kleiner, auch wenn es trotzdem sehr interessant war. Später wurde es in dem Museum auch voller, nachdem eine Schulklasse hinzukam. Die sahen aber auch alles andere als begeistert aus. Na ja, wie das halt so ist ... lanweiliger Geschichtsunterricht? xD

Im Museum wurde auch viel gezeigt, was aus der Urakami Kathedrale wurde. Zu dem Nachbau wollten wir nach dem Museum eigentlich auch, aber ich wusste nicht so recht in welche Richtung und nach einem Blick auf Google Maps war sie doch weiter weg als gedacht und das Bergauf. Daher entschieden wir uns um und wollten erst einmal was zu essen suchen. Da Mummel sich aber noch immer nicht traute was zu essen, gestaltete sich die Essenssuche doch als sehr schwierig. Letztendlich haben wir uns etwas aus dem Kombini geholt.

Nachdem wir ein wenig gestärkt waren, stiegen wir wieder in die Straßenbahn. Wir mussten allerdings an der Tsukimachi Station in die andere Straßenbahn umsteigen. Sind dann aber dummerweise in die falsche Richtung gefahren. Was etwas ärgerlich ist, da wir für nur eine Station natürlich auch den vollen Betrag von 120 Yen zahlen mussten. Und noch blöder, weil wir bar bezahlen mussten, da Pasmo ID Cards in Nagasaki nicht akzeptiert werden. 

Da wir uns die Fahrt sparen wollten, haben wir uns entschieden die Strecke bis zu unserem Ziel, der Oura Kircha, zu laufen. Wir sind einfach den Straßenbahnschienen gefolgt. Waren dann natürlich etwas länger unterwegs, aber es war zum Glück recht gut zu finden, da wir so gesagt zur Endstation der Straßenbahn nur mussten und dann war es gut ausgeschildert.

Bevor es zur Oura Kirche ging, hielten wir noch in einen Laden, wo es ganz viele Souvenire, Spieluhren und Uhren gab. Ich habe mir dort eine total hübsche Katzenwanduhr gekauft. 


Dann erreichten wir schon die Oura Kirche. Dabei handelt es sich um die älteste christliche Kirche Japans, die auch in Gedenken der 26 Christen erbaut wurde, die 1597 auf Befehl des berühmten Feldherren Hideyoshi Toyotomi hingerichtet wurden. Sie sind als Märtyrer von Nagasaki bekannt. 




Um in die Kirche und die umliegenden Häuser zu gelangen, musste man 1.000 Yen bezahlen, was ich extrem teuer finde, wenn man das mit den Eintrittspreisen von vielen anderen Sehenswürdigkeiten vergleicht. Und dann bekam man noch nicht mal sooo viel zu sehen. Die Kirche war nicht viel anders als die, die man aus Deutschland kennt. Neben der Kirche befanden sich noch westliche Häuser, die aber als eine Art Museum dienten und die Geschichte des japanischen Christentums und von der Christenverfolgung erzählten. Man erfuhr wie japanische Christen damals lebten, wie sie irgendwann gezwungen wurden ihren Glauben abzulegen oder sie versuchten im Geheimen zu glauben. Oder aber auch wie sie behandelt wurden, wenn sie sich wehrten, ihren Glauben abzulegen, in dem sie in winzig kleine „Holz-Zellen“ geworfen wurden, wo man sich keinen Zentimeter bewegen konnte.

Vor Ort war ein Kamerateam und ich dachte schon, dass wir heute Abend oder morgen das alles nochmal im Fernsehen sehen können. XD Wer weiß, für was das war. Ist ja keine Seltenheit in Japan ein Fernsehteam zu sehen. 

Nach der Oura Kirche gingen wir weiter hinter Richtung Glover Garden. Dabei handelt es sich um ein Open Air Museum mit ausländischen Villen. Am berühmtesten ist das Glover House aus dem Jahr 1859, das älteste noch erhaltene westliche Haus Japans. Der Park wurde für den schottischen Kaufmann Thomas Blake Glover errichtet. Er hat viel für die Modernisierung in den Bereichen Schiffsbau und Kohleabbau getan. Der Eintritt war mit knapp über 600 Yen um einiges günstiger als unser vorheriger Kirchenbesuch. Dabei war die Parkanlage viel größer und man konnte viel mehr Häuser besichtigen. 





Ein kleiner Einwurf: Natürlich hat es noch immer geregnet.



Der Garten war wirklich sehr schön. Die Rosen waren bereits in der vollkommenen Blüte (in diesem Jahr blühte in Japan alles irgendwie früher als sonst) und die Villen waren auch sehr hübsch und interessant anzuschauen. Das Highlight war natürlich das Glover House, was oben auf dem Hügel war. In dem Teich vor dem Haus gab es unzählige große Koi-Fische und viele schöne Blumen. Von der Terrasse aus hat man EIGENTLICH einen tollen Ausblick auf den Hafen, aber na ja … reden wir nicht drüber. >_> 


 

So zwischen 17 und 18 Uhr wurde es auch leerer im Garten und es wurde schon alles zum Schließen bereit gemacht. Daher traten wir auch unseren Rückweg an. Wir sind zur nächst möglichen Station gelaufen und sind dann mit der Straßenbahn zur Nagasaki Station gefahren. Dort habe ich das erste Mal auch die Coca Cola Peach gefunden. Überraschend lecker!



JR Nagasaki Station Stempel -
zwar nicht der schönste,
aber der erste in unserem Buch

Bei der Nagasaki Station haben wir auch noch unserem hübschen Stempel abgeholt. Wir haben nun, dank Akis Hilfe, ein extra Stempelbuch für die JR-Bahnhofs-Stempel. Und davon gibt es eine Menge. Die Stempel der Shinkansen-Bahnhöfe sind besonders schön und auch größer als manch andere JR-Stempel.

Diese Stempel, die es gefühlt fast überall gibt, bei Sehenswürdigkeiten, Burgen, Tower, Events … das ist etwas, was ich liebe in Japan. Da kann man sich ein kleines Erinnerungsstück mitnehmen.

Wenn wir die Stempel nicht auf Anhieb fanden, habe ich ganz einfach einen Staff vom Bahnhof gefragt, wo ich denn den Stempel dieser Station finde. Sie waren immer sehr hilfsbereit und wussten sofort, was ich wollte. An vielen Shinkansen-Stationen hatten sie die Stempel gleich in ihrem Gate-Häuschen. Sehr praktisch.

Obwohl wir zwischenzeitlich etwas genervt vom Wetter und vom Hunger waren, wurde es dank des Glover Gardens doch noch zu einem sehr schönen Tag. Es ging dann wieder ca 2 Stunden mit dem Kamome Express nach Fukuoka bzw. zur Hakata Station. Nur leider verzögerte sich die Fahrt etwas. Der Zug ist stehen geblieben. Ich habe irgendwann den Schaffner draußen mit Regenschirm und Taschenlampe am Zug entlang stampfen sehen. ^^“ Außerdem hat der Zug doch recht seltsame Geräusche gemacht … er sah auch nicht nach einem der neueren Modelle aus. Letztendlich kamen wir mit einer halben Stunden Verspätung in Fukuoka an. Man entschuldigte sich nicht nur ein Mal per Durchsage bei den Fahrgästen, außerdem ging der Schaffner öfter durch den Zug, um irgendwelche Zettel an die Gäste zu verteilen.

Letztendlich war es sehr schade, dass das Wetter nicht mitspielte und uns so einige schöne Ausblicke verwehrt blieben. Außerdem hat Nagasaki noch einige andere interessante Orte. Zum Beispiel haben wir es auch versäumt in die Gedenkhalle direkt hinter dem Atombomben-Museum zu gehen. :/

Ich denke, das war nicht das letzte Mal, dass wir dort waren.

Den Abend haben wir dann in unserer Wohnung ausklingen lassen, da wir auch recht spät zuhause waren.

sAn



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