Samstag, 16. April 2016

[2016.04.03] Tag 10: Hiroshima + Miyajima


Am nächsten Tag sollte es nach Hiroshima gehen. Ein Ziel, dass wir schon lange im Auge hatten, aber zeitmäßig immer wieder verworfen haben.

An diesem Tag haben wir das erste Mal unseren äußerst praktischen Shuttle Bus genommen, der uns direkt nach Shin-Kobe brachte.
Es war Sonntag und wir befürchteten schon, dass ziemlich viel los sein wird in Hiroshima, doch da schlechtes Wetter angesagt war und es letztendlich auch so war, hatten wir da vielleicht noch Glück, dass nicht ganz so viele Menschen dort unterwegs waren.

Shinkansen Sakura
Nach Hiroshima fährt man 254 km in 1 ½ Stunde mit dem Shinkansen Sakura, mit dem wir natürlich auch dank unseres Rail Pass' fahren durften.
Eigentlich wollten wir uns für die Fahrt Plätze reservieren, aber der am Schalter meinte zu mir, das ginge irgendwie nicht, weil nichts mehr frei wäre.

Als wir dann einstiegen haben wir uns dann irgendwo hingesetzt. Selbst im Abteil für reservierte Plätze gab es noch einige freie Sitze. Falls jemand gekommen wäre, hätten wir unsere Sitze halt wechseln müssen … aber dem war nicht so. Warum wir keine Sitze reservieren konnten, weiß ich bis heute leider nicht. Aber egal.
Nach gemütlichen 1,5 Stunden Fahrt stiegen wir dann gegen 10 Uhr in Hiroshima aus.

Von dort mussten wir dann mit der Tram zum bekannten Friedenspark fahren. Diese war auch relativ schnell gefunden. Ich muss hier mal erwähnen, dass der Schaffner der Tram ziemlich cool war. Der hatte mal so einen richtigen Elan und Spaß bei der Arbeit. Und das meine ich NICHT ironisch. Ich musste so schmunzeln über seine Art, seine Bewegungen und wie er sprach. Er war wirklich klasse drauf ^___^

Nach ca. 15 Minuten kamen wir an der Haltestelle Genbaku Domu-mae an, was auch überall Englisch übersetzt stand als „Atomic Bomb Dome“.
Als man ausstieg und ein paar Schritte machte, sah man bereits den bekannten A-Bomb Dome, auch bekannt als Hiroshima Friedensdenkmahl und Atombombenkuppel. Als kurze Erklärung, bevor die Atombombe abgeworfen wurde, war dieses Gebäude, welches 1915 erbaut wurde, eine Halle zur Förderung der Industrie der Präfektur Hiroshima. Es wurde durch die Bombe zerstört, brannte aus und alle Arbeiter kamen um. Trotz alldem blieb viel von der eigentlichen Gebäudestruktur erhalten. Es ist heute Teil des Weltkulturerbes.

Ich muss sagen, es war wirklich ein seltsames Gefühl davor zu stehen und es sich anzuschauen. All den Schutt auf dem Boden zu sehen und doch zwischen drin spielende Vögel.
Einerseits konnte man sich kaum vorstellen, dass das alles dort an diesem Ort mal passiert ist, anderseits ist es allgegenwärtig durch all die Denkmäler und dem Friedenspark.

A-Bomb Dome

Nach dem Dome ging man über eine Brücke zu dem eigentlichen Friedenspark. Wir waren beim Friedensdenkmal, das all den Kindern gewidmet ist, die durch diese Katastrophe ihr Leben verloren haben. Es waren ganz viele gefaltete Kraniche aufgehangen. Der Bau wurde durch den Tod des Mädchens Sasaki Sadako angeregt, die 2 Jahre jung war als das in Hiroshima passierte. 10 Jahre später starb sie an Leukämie. Ihre Klassenkameraden setzten sich dafür ein, dieses Monument für alle Kinder, die der Bombe zum Opfer fielen, zu errichten.
 Über das Mädchen wurde auch ein Buch geschrieben, welches auch in Deutsch erhältlich ist.



Wenn man weiter ging sah man eine Reihe von ausgestellten Artikeln, die zu dieser Zeit verfasst und veröffentlicht wurden. Es gab zu jedem auch eine englische Übersetzung.


Zwischen dem A-Bomb Dome und dem Friedensmuseum gab es das Ehrendenkmal bzw. ein gewölbtes Grab für alle Opfer der Atombombe. Blumen waren davor ausgelegt und viele Menschen standen davor und gaben ein Gebet ab. Wenn man durch das Grab hindurch sah, erblickte man die Atombombenkuppel.


Um die Eindrücke etwas auf uns wirken zu lassen und auch um unsere Mägen zu füllen, haben wir uns in das Cafe gesetzt, das zum Museum gehörte. Ich und Hoshi bestellten uns Yakisoba, Mummel Bratreis.
Wir gingen vor und bestellten. Warteten eine Weile, bis wir unser Yakisoba bekommen haben.
Wir wollten mit dem Essen aber noch warten, bis Mummel ihrs bekommt. Doch es kam und kam nicht.
Wir sind dann wieder vor zur Bedienung und wollten nachfragen, was mit dem Bratreis ist, welches wir schon bestellt und bezahlt haben.
Leider verstand die ältere Dame nicht wirklich Englisch. Stattdessen wollte sie die drei Gerichte von uns noch einmal abkassieren. Hoshi zükte dann ihr Handy, tippte bei Google Translator ein, dass wir auf den Bratreis, den wir bereits bestellt und bezahl haben, warten. Und als sie die japanische Übersetzung las, verstand sie dann auch endlich. Danach ging es recht zügig und Mummel bekam dann auch ihr Essen. Unser Yakisoba war dann natürlich kalt, weil es wirklich laaaaange gedauert hat. Hat uns ein wenig angenervt, muss ich sagen. Und dann war auch noch das Sakura-Eis ausverkauft dort … =__=

Dort in Hiroshima gibt es wirklich VIELE Touris. Amerikaner, Deutsche, Brasilianer, Chinesen, Franzosen und und und … warum stellt man dort dann eine Bedienung hin, die kein Wort Englisch kann *wein*
Naja... Yakisoba hat trotzdem gut geschmeckt.

Nachdem Essen sind wir wieder raus und standen dann direkt vor einem Baum. Es ist ein Baum der zwar noch wächst, aber aufgrund der Radioaktivität der Bombe aufgehört hat zu blühen.


Danach wollten wir ein Raucherplatz für Mummel suchen. Als wir beim Dome-Denkmal waren habe ich noch eine Karte abfotografiert, auf der Raucherplätze eingezeichnet waren.
Wir gingen dann nochmal in den Park rein, wo es so einen geben sollte. Erst fanden wir nichts, bis wir dann auf einen Behälter stießen, der aber abgeklebt war. Ja, aufgrund des G7 Gipfels der Außenminister, der am 10. und 11.April in Hiroshima stattfand, hat man beschlossen die Raucherplätze, die sich draußen befanden dicht zu machen.
Mh... gut, Mummel war davon nicht begeistert. Und so ging sie ohne eine Stärkung erst mal weiter in das Friedensmuseum.

Leider hatte man keinen Zutritt in alle Bereiche des Museums. Das Ostgebäude wird bis Oktober 2016 renoviert. Das Hauptgebäude soll anschließend bis Frühling 2018 gesperrt sein. Daher hatten wir vielleicht noch etwas Glück.

Das erste was man von der Ausstellung sah war wohl der Atompilz und Fotos der zerstörten Landschaft. Entlang an nachgebauten Puppen, deren zerfetzte Haut herunterhang.
Es waren viele Dinge ausgestellt, vieles was von überlebenden Familienmitgliedern gespendet wurden. Die Schulkleidung von Kindern, Geldbörsen, Flaschen, Steine … die man gar nicht mehr als diese identifizieren konnte.


Zu jedem Ausstellungsstück gab es kurze Erläuterung der Personen, die dies getragen oder bei sich hatten, als die Atombombe abgeworfen wurde.
Es waren wirklich viele schlimme Schicksale, die einen schockierten und traurig stimmten. Ich hatte die ganze Zeit über ein recht beklemmendes Gefühl in dem Museum und ich konnte daher, auch wenn es ohne Blitz erlaubt war, nicht wirklich viele Fotos machen.

Irgendwann kam man in einen Raum, in dem es um die Atombombe Little Boy ging und auch eine Nachbildung dieser zu sehen war. Es war irgendwie schockierend zu sehen, was so was kleines so eine massive Zerstörung anrichten konnte.

Die Lebensgeschichte des kleinen Mädchens Sasaki Sadako, die ich bereits erwähnte, wurde dort auch nochmal anhand eines Zeitstrahls und mit einigen Fotos von ihr erzählt. Auch zu sehen ihre gefalteten Kraniche, die immer kleiner wurden. In Japan gibt es nämlich den Glauben, dass, wenn man 1000 Kraniche bastelt, dass die Götter einem einen Wunsch erfüllen. Die 1000 Kraniche schaffte sie bereits innerhalb eines Monats, doch sie faltete immer weiter. Wieviel sie letztendlich schaffte, ist aber nicht bekannt.

Sehr weit am Ende wurde auch noch einmal auf die Radioaktivität, ihre Auswirkungen auf unseren Körper oder dem Schwarzen Regen eingegangen. Auch dort waren erschreckende Bilder ausgestellt.

Das Friedensmuseum zeigte viele Seiten von dieser Katastrophe, die sich montags um 8:15 Uhr am 6. August 1945 in Hiroshima ereignet hatte.
Man geht auf jeden Fall mit einem seltsamen Gefühl aus diesem Gebäude, man möchte auch nicht viel sagen. Nachdem man all dies gesehen hat, wünscht man sich nur, dass so etwas nie wieder passieren wird.

Schwierig für mich jetzt umzuleiten.
Am Ende des Museums bekamen wir auch wieder unsere begehrten Stempel und Hoshi ihre Münze. Auch hatten wir dort endlich die Gelegenheit unsere Postkarten loszukriegen.

Danach machten wir uns auf die Suche nach der Raucherkammer, die sich ganz in der Nähe befinden sollte und die wir dann auch anschließend wirklich fanden. Mummel war wieder glücklich.
Hoshi und ich sind in der Zeit runter zum Fluss gegangen, wo es auch wieder unglaublich viele wunder- wunderschöne Kirschbäume gab. Es sah wirklich klasse aus.
Zu diesem Zeitpunkt fing es dann leider an zu regnen, was leider auch für den Rest des Tages andauern sollte. Aber dies hielt uns nicht davon ab weiter zu gehen und Miyajima anzusteuern.

Wir verliesen den Friedenspark und gingen zurück zu Straßenbahn, die uns wieder zur Hiroshima Station brachte. Von dort nahmen wir die JR Richtung Miyajimaguchi. Laut meinen Infos sollte man 20 Minuten fahren, aber irgendwie fuhr der Zug länger und da wir in letzter Minute in den Zug reingesprungen sind, waren wir uns irgendwann nicht mehr sicher, ob wir wirklich richtig waren. Irgendwann habe ich ein Mädchen, die neben mir saß, angesprochen und gefragt ob wir im richtigen Zug sitzen. Zu unserer Erleichterung waren wir wirklich richtig, aber ich glaube wir haben trotzdem den falschen Zug gewählt. An irgendeiner Zwischenstation sahen wir nämlich noch einen anderen Zug, wo Miyajimaguchi drauf stand, der auch irgendwie „schneller“ aussah. Naja, egal. Nach 30 Minuten sind wir auch so an unser Ziel gekommen.
Es war bereits Nachmittag. Nach der Panne in Hakone haben wir uns aber vorher im Internet informiert, wie lange die Fähre und Züge fahren, so das wir auch wieder entspannt zurück kommen.
Von der Miyajimaguchi Station musste man nämlich die JR Fähre nach Miyajima nehmen, die genialerweise auch von unserem Rail Pass abgedeckt wurde.

Innerhalb von 10 Minuten fuhren wir so auf die kleine Insel, die bekannt für ihr Rotes Tor (torii) im Wasser ist. Es ist einer der drei schönsten Ausblicke Japans.

Leider wurde das Wetter nicht besser, sondern noch schlechter. Aber zum Glück waren wir nicht die einzigen die in dem Sauwetter noch hinüber fuhren. Es regnete und regnete und regnete weiter. Es war ziemlich unangenehm, vor allem wurde es kompliziert wenn man mit einem Schirm in der Hand versuchte Fotos zu machen. Hoshi wollte mir immer assistieren, indem sie mein Schirm hielt, aber irgendwie war das auch nicht so das wahre. So packte ich irgendwann meine große Kamera ein und borgte mir die kleine Kamera von Hoshi aus.

Wir hatten aber keine Zeit entspannt durch die Gegend zu laufen, auch wenn wir sicherlich gerne in den ein oder anderen Laden gegangen wären, die Aussicht mehr genossen hätten oder mit den frei herumlaufenden Rehen herum geflirtet hätten.
Denn um 18 Uhr machte der Itsukushima Schrein zu, der Schrein der sich vor dem roten Torii befand.
Wir haben es auch noch gut geschafft und konnten uns dann dort drin viel Zeit lassen. Und vor allem war es dort trocken, auch wenn man draußen herumlief.


Es war wirklich ein wundervoller Schrein im Wasser. Der Ausblick auf das Torii war beeindruckend. Auch wenn wir keinen blauen Himmel hatten, finde ich, dass das Regenwetter in dieser Umgebung auch irgendwie seinen Flair hatte.

Wir deckten uns dort mit Omamoris / Glücksbringern ein und Hoshi versuchte noch einmal ihr Gutes Glück zu ziehen … schließlich war das ein Schrein des Schintoismus und nicht des Buddhismus wie beim ersten Mal. ^__~
Leider war ihr Zettel, den sie zog, komplett auf Japanisch und sie selbst konnte es nicht lesen, doch sie lies es übersetzen und es war wohl dieses Mal Mittleres Glück.^^



Danach sind wir noch ein wenig dort in der Gegend herumgelaufen und erkannten, dass es auf Miyajima noch extrem viel zu sehen gab. Die Gegend hatte eine Atmosphöre die ich wundervoll fand. Aber da es schon sehr spät war, das Wetter nicht mitspielte und die meisten Läden auch schon zu machten, entschieden wir uns wieder zur Fähre zurückzukehren.
Ich möchte auf jeden Fall noch einmal dort hin, aber dann bitte im Sommer oder Herbst, bei schönerem Wetter und dann einen ganzen Tag in Miyajima. Ich fand den Ort auf den kurzen Blick schon extrem schön, daher hoffe ich irgendwann nochmal dorthin zu kommen.

Und so fuhren wir wieder zur Hiroshima Station und zurück nach Kobe.
Wir kamen recht spät nach Hause. Trotz betrübter Stimmung in Hiroshima, dem Debakel mit unserem Mittagessen und dem anschließenden Sauwetter, war es ein wirklich sehr sehr schöner Tag gewesen!!

Jeder der die Gelegenheit hat mal nach Hiroshima zu fahren, sollte es auch wirklich tun!


sAn

1 Kommentar:

  1. Ich war schon die ganze zeit gespannt auf den Bericht zu Hiroshima und miyajima. Und wie es sich anhört ist es tatsächlich so schön in miyajima wie ich es mir immer vorgestellt hab und immer noch vorstelle. Das Foto von dem torii im regen sieht total toll aus. Anders als alle Fotos die man sonst sieht deswegen auch richtig interessant.

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